Ungewissheit entsteht dann, wenn wir mangelnde Kenntnis über die künftige Entwicklung eines für uns relevanten Umweltzustands haben. Dies trifft für Organisationen und den einzelnen Menschen zu. Das Coronavirus und der Umgang in der Pandemie sind gute Beispiele dafür.
In Organisationen, die durch Geschäftsführung und Management gelenkt werden, werden auf Basis von Informationen, Prognosen und Planungen Entscheidungen für die Zukunft getroffen. Scheinbare Planbarkeit und ein Gefühl von Beherrschbarkeit und Sicherheit entstehen. Doch das kann auch trügerisch sein. In der Zukunft liegt dann Ungewissheit, wenn Vorhersage nicht möglich ist. Dann können zukünftige Entwicklungen nicht mit richtiger Planung und Risikomanagement begegnet werden. Doch was dann anstatt, wenn klassisches Risikomanagement mit seinen Faktoren Ereignis, Eintrittswahrscheinlichkeit, Schadenshöhe und potenzielle Maßnahmen zur Prävention und Korrektur keine passende Antwort bei der Gestaltung von Zukunft ist?
Ohne Zweifel ist es notwendig, Projekte zu planen und ihre Durchführung zu steuern und zu
kontrollieren. Dementsprechend ist auch ein hierauf bezogenes Projektmanagement unverzichtbar. Auch die Entwicklung geeigneter Methoden und Tools ist eine wichtige Aufgabe, um die Qualität und Effizienz von Projekten zu gewährleisten. Doch trotz der Entwicklung und Ausweitung von ausgefeilten Instrumenten des Projektmanagements sind Abweichungen und Misserfolge bis hin zu gänzlichem Scheitern keineswegs nur Ausnahmen oder gar Seltenheit.
Diese Erfahrungen zeigen, dass es Grenzen bei der Projektplanung gibt. Planung ist kein vorab beschriebener IST-Verlauf. Fehlentwicklungen und ausbleibender Erfolg sind nicht allein auf eine unzureichende Planung, Steuerung und Kontrolle zurückzuführen. Abhängig von der Art des Änderungsvorhabens (Routine-, Fach- oder Innovationsprojekt, Entwicklung von technischen und/oder sozialen Systemen) erfordern Projekte als Träger des Wandels einen neuen Umgang mit Ungewissheit.
Veränderung abhängig von Vorhaben und Kontext birgt Ungewissheit. Sie als normal anzunehmen und dabei entscheidungsfähig und gesund zu bleiben, ist doppelte Lernaufgabe für Mitarbeiter, Teams, Management und Geschäftsführung. Doppelte Lernaufgabe, da Ungewissheit immer im Doppelpack auftritt: einerseits das Auf- bzw. Eintreten des Ereignisses sowie dessen Bewältigung selbst.
Hierfür braucht es neben der inneren Arbeit an der eigenen Haltung (idealerweise mit Kopf, Herz und Hand), ergänzende Modelle und Methoden für ein anderes Denken und Handeln. Neue und nicht mehr ganz so neue Ansätze wie
Effectuation,
agile Methoden wie Scrum,
Objectives and Key Results,
Projektdesign,
agiles Projektmanagement
bieten an dieser Stelle großes Potenzial für die Weiterentwicklung auf persönlicher und organisationaler Ebene. Denn Ungewissheit ist nicht nur Quelle für Hemmnis, Störung und Konflikte, sondern auch für unerwartete Chancen, Innovation und Verbesserung.